spirkart
F I L M E
Monteverdi für die Insel
Jugendliche erobern ein Gipfelwerk der Musik
70' (2017)
Cristoforo Spagnuolo bringt mit dem Chor des Gymnasiums Werttingen die Marienversper von Claudio Monteverdi zur Aufführung. Wie schafft er es, heutige Jugendliche für eine über 400-jährige Musik zu begeistern? Das lässt diese Dokumentation miterleben. 2017 ist das 450-Jahre-Jubiläum von Monteverdi und er hat Hochkonjunktur. Dass seine Marienversper auf Augenhöhe mit Bachs h-moll-Messe oder Beethovens Missa solemnis steht, hat sich aber noch immer nicht überall herumgesprochen. Auch solche Spitzenleistungen der Kultur leben nur weiter, wenn immer wieder neue Generationen begreifen, was ihnen da geschenkt wurde. Dem wagemutigen Projekt von Cristoforo Spagnuolo kommt in diesem Sinn beispielhafte Bedeutung zu.
Hier der Trailer auf YouTube
Wenn das Tönende die Spur der Wahrheit ist... -
der Komponist Armin Schibler (1920-1986)
Ein Lebensbild, gezeichnet von Tatjana Schibler
83' (2016)
Er war zeitweise der meistgespielte Schweizer Komponist - und zeitlebens umstritten. Sein Schaffen fällt in eine Zeit dogmatischer Positionen in der E-Musik. Schönbergs Zwölftontechnik und ihre Weiterentwicklung gaben den Ton an. Doch solche konstruktive Strenge entsprach nicht seinem Ausdrucksbedürfnis. Als Musiklehrer am Gymnasium in Zürich war Armin Schibler in ständigem Kontakt mit den musikalischen Vorlieben der Jugend. In pluralistischen Werken suchte er Jazz- und Rockmusik einzubeziehen. Auch bedrängende Zeitfragen wollte er explizit thematisieren. Dazu setzte er in seinen Hörwerken auch Sprache ein, um der Unbestimmtheit von Musik zu begegnen. Zu seinem breiten Schaffen gehört aber ebenso ein hoch-expressives Violinkonzert für Menuhin.
30 Jahre nach seinem Tod sind die Grabenkämpfe von einst Geschichte, und das Werk von Armin Schibler kann unvoreingenommen neu gehört werden. Seine Frau Tatjana Schibler reicht Hand dazu mit ihren freimütigen Erinnerungen an ein ausgefülltes Leben voller gemeinsamem Glück und geteilter Rückschläge.
Hier der Film auf Youtube
Über alle Berge -
der Fotograf Herbert Maeder
57' (2015)
Biwakieren auf hohen Bergen war seine Leidenschaft. Sein Ziel: die magischen Lichtstimmungen der Bergwelt fotografisch festzuhalten und das Bergerlebnis mit anderen zu teilen. Doch die Berge führten ihn auch in die Ferne - und zu den Menschen dort. Seine Bilder aus Afghanistan (1967-69), dem Hogar (1970) und Kirgisien (1977) sind zeitgeschichtliche Dokumente. Ebenso seine Aufnahmen vom letzten Appenzeller Seidenweber und vom alten St. Galler Gaswerk. Als Herbert Maeder 1983 in Appenzell Ausseroden als parteiloser Grüner in den Nationalrat gewählt wird, ist das eine Sensation. Und seinen Fotografien und Fotobüchern zu verdanken. Zwölf Jahre lang setzt er sich politisch für den Schutz von Natur und Umwelt ein und beteiligt sich insbesondere am Kampf für die Erhaltung der Greina-Hochebene. Spätere Reisen führen ihn in die Malediven jenseits der damals noch abgeschotteten Tourismus-Resorts. Seine lebhaften Erinnerungen lassen ein nicht einfaches, aber erfülltes Leben als freier Fotograf Revue passieren.
Hier der erste Teil auf Youtube
SRF Sternstunde Kunst
Sonntag, 12. März 2017, 11.55 Uhr
Dienstag, 14. März 2017, 12:55 Uhr
Samstag, 18. März 2017, 9:45 Uhr
Kinder im Kleegarten
32' (2014)
"Die Kinder können es auch." Diesen Satz von Paul Klee setzt Eva Felchlin mit ihren Kindergärtnern in die Tat um. Inspiriert von Werken von Paul Klee zeichnen, malen, schneidern die Kinder und formen Puppen. Spielerisch entstehen so auf unerklärliche Art und in erstaunlichem Tempo Werke, die Klees Behauptung wunderbar belegen.
Hier der Film auf Youtube
100 Jahre Leben
Bernhard Gutmann erzählt
83' (2013)
Wenn er erzählt, hört man zu und fühlt sich in eine Zeit versetzt, die weiter zurückzuliegen scheint, als sie liegt. Bernhard Gutmann (*1915) hat nach glücklichem Anfang eine schwere Jugend und schwierige Zeiten erlebt, den Aktivdienst in der Gotthardfestung geleistet, sich in den verschiedensten Berufen umgetan. Anstoss für meinen Versuch war das Erlebnis, dass Bernhard in einem Café aus seinem Leben erzählte - und alle anderen Leute im Café gebannt mithörten. Was man heute unter einem Film versteht, liess sich mit meinen beschränkten Mitteln nicht realisieren. Aber darum ging es mir auch nicht. Ich wollte dem Erzähltalent von Bernhard eine Plattform geben - wahrscheinlich die letzte. Er hat über seine Kindheitserinnerungen ein Buch geschrieben ("Im Namen der Mutter") und aus seinen Erfahrungen mit dem Pharmazeutischen Labor einen spannenden und substanzvollen Krimi gemacht. Beides hat er im Selbstverlag drucken lassen. Einen Verlag würde er wohl kaum finden, denn beide Bücher halten sich nicht an die Regeln. Das Erinnerungsbuch ist zugleich religiöse Meditation und ein Liebesbrief an seine zweite Frau. Der Krimi enthält viel Gedankliches, was den Rahmen eines Krimis sprengt. Genauso ignoriert mein Film über Bernhard die Anforderungen des Fernsehens (und des Kinos sowieso). Ein Mann blickt einfach dankbar zurück auf 100 Jahre, die in seinen Erinnerungen so lebendig geblieben sind, dass seine Worte uns ein ganzes Leben voller Höhen und Tiefen miterleben lassen.
Hier der erste Teil auf Youtube