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30 Intelligent faul?


Sehr geehrte Frau Professor, Ihren Artikel „Vom Golem zum Goolem“ in der NZZ habe ich mit Interesse gelesen. Dem will ich auch gar nichts hinzufügen. Aber ein unscheinbarer „Neben“Satz hat mir zu denken gegeben. Die Menschen, schreiben Sie, würden zu einer Gattung gehören, die zwar intelligent, aber auch faul ist. Journalistisch knallig gesagt, aber wissenschaftlich daneben geknallt – meine ich. Denn das würde bedeuten, dass jeder Mensch (die Gattung!) sich für eine Tätigkeit über seine angeborene Faulheit hinwegsetzen müsste. Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht bestätigen. Zumindest dann nicht, wenn es um eine selbst gewählte Tätigkeit geht, die ich mit Engagement verfolge. Dass die Menschen es gerne bequem haben und das Wasser lieber aus dem Wasserhahn beziehen, als es aus der Quelle, dem See oder dem Grundwasser kesselweise herzuschleppen, gebe ich gerne zu. Ist aber vielleicht mehr eine Folge der Intelligenz als der Faulheit. Auch dass ich zwischendurch mal faul bin, kommt vor. Aber „faul“ als generelle Qualität der Gattung Mensch – da müssen Sie mich schon entschuldigen. Meine Erfahrung ist, dass eine als sinnvoll erlebte Tätigkeit eine Erfüllung bietet, der keine Faulheit der Welt das Wasser reichen kann. Sich für etwas Sinnvolles anstrengen ist das Beste, was Menschen tun können, wenn sie zufrieden sein wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Ihrer wissenschaftlichen Arbeit anders ist. Und darum glaube ich nicht, dass Sie wirklich meinen, was Sie sagen. Das Wort „faul“ kann Ihnen in diesem Zusammenhang nur irrtümlich und hinterrücks in die Feder gesprungen sein.


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