126 Urubamba - Pisac retour
Die Fahrt im öffentlichen Bus beginnt mit unbestimmter Wartezeit an einer Kreuzung am Rand von Urubamba. Eine Tafel gibt es nicht, aber Wartende gibt es, und auch immer wieder einen Bus, der anhält. Dann springt der Busbegleiter heraus und ruft den Bestimmungsort des Busses aus. Nur ist es nie Pisac. Auch Kollektivtaxis halten hier an. Alle rufen "Cusco!". Die Nase wird von Urinwolken mal mehr mal weniger gepeinigt. Wir wollen schon aufgeben und ein Taxi nehmen, da sagt ein ebenfalls wartender Mann, der Bus nach Pisac komme in fünf Minuten. Wir warten also eine weitere Viertelstunde. Nach insgesamt anderthalb Stunden kommt der richtige Bus tatsächlich. Er hat 30 enge Sitzplätze. Wir finden gerade noch zwei nebeneinander. Als der Bus nach mehreren Zwischenhalten die Reise schliesslich wirklich antritt, fahren geschätzte 45 Passagiere mit. Fünf davon sind Touristen. Der Mann, der neben mir steht, sitzt allmählich auf meiner Armlehne und lehnt sich immer unbekümmerter an meine Schulter an. In der Schweiz hätten wegen der fünf sitzenden Ausländer fünf Schweizer keinen Sitzplatz und müssten im Gang stehen. Die Stimmung hier ist unbekümmert, entspannt, selbstverständlich. Menschliche Düfte sind deutlich erfahrbar, werden aber durch geöffnete Fenster in Schach gehalten. In einem Dorf steigen die ersten aus, und die Sicht in den Mittelgang wird etwas offener. Drei junge Männer haben markant geschnittene Gesichter mit den prägnanten Backenknochen und Kinnladen der Inkas von vollendeter Schönheit. Spätere andere Gesichter sind interessant gerade durch die verschiedenen Ausprägungen und Stärken des spanischen Einschlags. Wenn einige Passagiere an ihrem Ziel angekommen sind, füllt sich der Bus gleich wieder mit neu Zusteigenden. Ein grösseres Mädchen in Schuluniform hält auf der ganzen Fahrt einen blauen Stift in der einen Hand und in der anderen ein wohl selbst gemachtes Kästchen, wie das verkleinerte Abbild einer Schminkkommode mit Spiegel, der durch ein Drahtgeflecht vertreten ist.
Für die Rückfahrt nach Urubamba warten wir gerade fünf Minuten, bis der Bus kommt. Er ist neuer, weniger eng und nicht überfüllt. Auffällig ist ein junger Mann in perfektem Nadelstreifenanzug und mit Krawatte, der sich ohne Berührungsängste, aber mit einer angeboren wirkenden Distanz neben die gewöhnlichen Fahrgäste setzt.
auf der Rückfahrt von Pisac nach Urubamba, 28.04.14.