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Auf den Spuren der Seidenstrasse in USBEKISTAN - 2. Tag: Taschkent


Donnerstag, 20.04.17


255 Taschkent mit Georgiy und Juriy

Moscheen und Medresen (Koran-Universitäten) - Mittagessen aus Riesen-Kochtöpfen - der Basar - Museum für angewandte Kunst in der Polowzew-Residenz! (Wandteppiche, Kleider, Porzellan) - Amir Timur Platz - Opernhaus - U-Bahn

Am Ende das Gefühl, schon mehr als nur einen Tag hier zu sein. Über der Fülle der Eindrücke ziehen einzelne Beobachtungen den Kürzeren. Soweit kommt man kaum, das brauchte mehr Zeit. Die Stadt viel westlicher als erwartet, mit grosszügig viel Platz, entspannte Atmosphäre für eine Grossstadt (3,3 Millionen von 33 Millionen in ganz Usbekistan) Georgiy ist Elektro-Ingenieur und arbeitet im Geschäft seines Schwagers. Als Reiseleiter arbeitet er nebenbei, in den Ferien oder einer unbezahlten Auszeit. Er ist rein russischer Abstammung, sehr aufmerksam, gut informiert und selbstkritisch - ein sympathischer und angenehmer Begleiter. Der Fahrer Juriy ist ebenfalls Russe. Zwei erwachsene Töchter, die Frau und der 8-jährige Sohn leben in Russland. Er hat aber zwei Frauen. Es dürften bis vier sein - für den, der es sich leisten kann. Er arbeitet in der Tourismus-Saison in Taschkent, im Winter lebt auch er in Russland. Mit Englisch kann man sich mit ihm gut verständigen. Georgiy hingegen will sich auf Deutsch beschränken, um kein Durcheinander zu bekommen.

Nachtrag: Als ich das mit den 4 Frauen den anderen Reiseleitern erzähle und nachfrage, korrigieren alle: Offiziell kann auch ein Usbeke nur eine Frau heiraten. Alles andere ist entweder tiefe Vergangenheit, Wunschdenken - oder wie bei uns.

256 Kunsthandwerk

Die traditionellen Wandteppiche unterscheiden sich stark nach der genauen Herkunft. In ihren Farben spiegelt sich die jeweilige Landschaft, die 9-Zahl weist auf die erhoffte Schwangerschaft der als Aussteuer gewebten Kunstwerke. Spätere Teppiche imitieren die älteren ohne solche Bedeutungen zu verstehen. So kommt es zu "Elefantenschwangerschaften" von 20 Monaten. Absichtlich sind sie mit kleinen Fehlern in der Farbe und den Formen gewebt. Das schützt gegen die bösen Geister. Diese glauben dann, ein anderer böser Geist habe bereits sein Werk getrieben und wechseln zum nächsten Haus.

Vor einer Vitrine voller Metallkrüge fragt uns Georgiy, welcher Krug wohl kein Teekrug sei. Ich vergleiche vor allem die verschiedenen Ausgüsse und finde keine Antwort. Es ist der Krug ohne Griff. Den könnte man nicht anfassen, wenn heisser Tee drin wäre. Wir hätten so die Krüge viel genauer angesehen, begründet Georgiy seine Frage.

257 Vergangenheit abschütteln?

In der U-Bahn Station mit der Verherrlichung der kommunistischen Ideologie sind die überlebensgrossen Metallreliefs mit symbolischen Szenen herausgerissen und nur offensichtlich leere Mauerflächen und Rahmen geblieben. Ob die Reliefs aufbewahrt wurden oder das Metall im Recycling landete, weiss Georgiy nicht. Ich meine, die griechischen Tempel seien auch als Baustoff-Lieferanten benutzt worden. Georgiy zweifelt, ob das vergleichbar sei. Natürlich hat er recht. Je vergangener die sowjetische Vergangenheit wird, umso mehr würde ihre Verherrlichung zum historischen Dokument.


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