Auf den Spuren der Seidenstrasse in USBEKISTAN - 9. Tag: Samarkand
Donnerstag, 27.04.17
283 Der letzte Tag
Wir besichtigen eine Papierfabrik, das Ulug-Beg-Observatorium, das Grab des Daniel, das Afrosiab-Museum und die Gräberstadt Schah-i Sinda. Das sind nach den vielen Medresen und Moscheen noch einmal neue Eindrücke.
Die Papierfabrik hat als private Initiative vor rund 15 Jahren ganz am Rand der Stadt an einem Bach begonnen, der das Wasserrad zum Stampfen der Papiermasse antreibt. Sie ist mehr eine Handwerker-Werkstatt, wo Papier nach altem chinesischem Rezept aus kleinen Ästen des Maulbeerbaums geschöpft wird. Das Papier wird bemalt und auch leer verkauft und für die Restauration alter Bücher und Faksimiles gebraucht. Es ist leicht bräunlich, was einen kleineren Kontrast zu den geschriebenen Buchstaben ergibt und augenfreundlich sei. Ausserdem ist es viel langlebiger als heutiges Papier.
Das Oratorium von Ulug-Beg wäre weltberühmt, wenn der dreistöckige Rundbau erhalten wäre. Geblieben sind nur das Fundament und jene Teile, die in der Erde waren. Mit genauen Messungen des Lichteinfalls durch ein kleines Loch auf einen riesigen aufsteigenden Steinbogen konnte Ulug-Beg die Dauer eines Jahres sehr exakt bestimmen. Schon die Nachfolger von Ulug-Beg haben den einmaligen Bau zerstört. Religiöser Fanatismus ist der Feind der Wissenschaft.
Das Grab des Daniel ist ein heiliger Ort für Muslime, Orthodoxe und Christen - nur meinen alle einen anderen Daniel! Es liegt am Rand der von Dschingis Khan zerstörten Stadt Afrosiab, der Vorgängerin von Samarkand. Als wird dort sind, ist gerade der Patriarch von Moskau (?) mit seinem Gefolge auf Besuch. Den alten Mann mit weisser Kopfbedeckung sehe ich nur aus der Ferne im Gespräch mit anderen Besuchern (?). Er wirkt gelassen und weise. Sonderbar kommt mir sein Gefolge vor: Perfekt geschniegelt in schwarzer Soutane mit Gesichtern von gewiegten Karrieristen, die versonnen beobachten, wann ihre Chance kommt. Eingebildete Figuren, die zu wissen glauben, wo Gott und Teufel hocken - und welcher gerade mehr Erfolg verspricht. (Dass es so ist, will ich gar nicht behaupten. Aber wenn ich meinen Eindruck beschreiben will, kommt es so heraus.)
Nachdem Dschingis Khan die Stadt Afrosiab erobert und völlig zerstört hatte, bauten die Einwohner ihre neue Stadt Samarkand daneben auf. Ausgrabungen haben viele Tongefässe, aber auch Tierstatuen ans Licht gebracht. Höhepunkt sind Fresken aus dem Saal des Königs. Die oft fragmentarischen Szenen lassen sich nur hypothetisch interpretieren, aber die Farben und die Darstellungen von verschiedenen Tieren, unter anderem einem Elefanten, sind künstlerisch auf hohem Niveau und beeindrucken.
Die Gräberstadt Schah-i Sinda ist mit ihren Mausoleen am ähnlichsten wie andere Bauten mit farb-intensiven Maiolika-Ornamenten, die wir schon gesehen haben. Besonders ist die steil ansteigende Treppe, die vom jüngsten unteren Teil über den mittleren zum obersten und ältesten hinaufführt. Sie voll zu würdigen, ist nicht gut möglich. Es braucht nun etwas Distanz und Zeit, damit die vielen grossen Eindrücke sich setzen können und die Aufmerksamkeit wieder voll verfügbar ist.